Mit Markus Feusi und Marc Müller stossen zwei Profis zur operativen Leitung der Pesko Sport AG dazu – beide mit Gespür für den Markt und einem wachen Blick für Chancen. Nico Pesko bleibt als Inhaber natürlich mit an Board, kümmert sich aber künftig verstärkt um Strategie und Weiterentwicklung. Denn diese wird nötig sein. Der Handel ist in einem seit Jahren dauernden Umbruch, der noch nicht abgeschlossen ist. 

Nico Pesko, Sie sind in vierter Generation Inhaber und Kopf des Familienunternehmens – nun haben Sie sich, zusammen mit Ihrer Frau Lara, dafür entschieden, diese Verantwortung mit zwei «externen» Mitarbeitern zu teilen, die seit Mai als Co-Geschäftsleiter im Amt sind. Was hat Sie dazu veranlasst?
Nico Pesko: «Die Sport und Textilbranche steht vor grossen Herausforderungen, das Marktumfeld wird in naher Zukunft noch härter sein. Die Geschwindigkeit der nächsten zehn Jahre wird sich anfühlen wie die hundert Jahre davor. Der Markt hat heute eine enorme Dynamik. Die Technologisierung wird weitergehen, künstliche Intelligenz wird ein mächtiges Thema. In diesem Kontext brauchen wir eine klare Strategie und eine fähige Geschäftsführung.»

Wie sieht diese Strategie konkret aus?
Nico Pesko: «Wir sind ein Retail-Unternehmen in einem touristischen Umfeld. Wir haben verschiedene Ausprägungen, aber unsere Welt ist die der Berge, wir sind oberhalb von tausend Metern zuhause, da gelten andere Gesetze als im Flachland. Der touristische Rhythmus prägt unseren Alltag, etwa auch bei der Einsatzplanung. So haben wir im Winterhalbjahr fast doppelt so viele Mitarbeitende als im Frühling und Sommer.»  

Warum nun die Doppelspitze mit zwei Co-Geschäftsführern?
Nico Pesko: «Wir brauchen in den nächsten fünf Jahren alle verfügbaren Talente, um noch mehr Power auf die Fläche zu bringen. Lara und ich sind beide der vollen Überzeugung, dass das zusammen mit Marc und Markus besser gelingt. Wir kennen die beiden ja schon einige Zeit, wir haben in dieser Vierer-Konstellation bereits seit fast drei Jahren zusammengearbeitet und treffen uns mindestens einmal pro Woche, um alle Themen zu besprechen. Insofern ist die neue Situation vertraut. Wir haben zusammen einen guten Groove. Marc und Markus denken unternehmerisch und bringen wichtige Talente mit, die wir in Zukunft brauchen können.»

Das sind doch schöne Komplimente, die Herren!
Markus Feusi: «Ja danke, durchaus … doch diese Lorbeeren bekommen wir ja nicht als Vorschuss, das haben wir uns erarbeitet. Es ist jedoch eine positive Bestätigung für unseren Einsatz der letzten Jahre – auch für Fragen, die wir gestellt haben.»

Wie teilt man nun eine Geschäftsführung konkret auf, wer macht was?
Marc Müller: «Markus kümmert sich etwa um die Betriebsflächen, Buchhaltung sowie viele Personalthemen, ich beschäftige mich mehr mit Warenannahme, Logistik, IT sowie dem Einkauf. Wir tauschen uns laufend aus, um Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Wichtig für uns beide ist, dass wir täglich mit unseren Teams der jeweiligen Filialen auf der Verkaufsfläche stehen.»
Markus Feusi: «Wir haben untereinander keine Konkurrenz, sondern arbeiten auf Augenhöhe und in gegenseitiger Wertschätzung. Und wir helfen uns, wenn wir eine Zweitmeinung brauchen. Sind wir beide uneins, dann beraten wir uns mit Lara und Nico. So finden wir zu den allermeisten Themen eine klare Entscheidung.»

Mussten zwei neue Büros eingerichtet werden?
Nico Pesko: «Nein, wir hatten noch ein freies Büro, da meine Mutter nun definitiv den verdienten Ruhestand geniesst. Man muss auch bedenken: Wir sind kein Grosskonzern, sondern ein bodenständisches Familien-KMU, da geht es um alltägliche Dinge, und nicht um Prestige, Titel oder Büros. Unsere Arbeit findet nicht am Schreibtisch statt, sondern meistens auf der Fläche, bei den Leuten. Im Tourismus ist jeder Tag Improvisation! Man muss jeden Tag nehmen, wie er kommt.»

Die Wege zweier Textil- und Sportprofis

Die beiden «Neuen», Marc Müller (41) und Markus Feusi (57), sind keine Novizen bei Pesko. Marc Müller kam nach einer Lehre bei Ochsner Sport vor gut zwanzig Jahren als junger Mann während der Wintersaison auf die Lenzerheide – und ist seither bei der Firma Pesko geblieben. Er hat die Peak-Filiale und das Geschäft am Rothorn geführt, die Hardware für den Sport eingekauft und stieg vor drei Jahren in die Geschäftsleitung auf. 
Markus Feusi, ursprünglich aus Basel, war in jungen Jahren Weltklasse-Ruderer (etwa im Vierer an den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta), hat für verschiedene Sport- und Textilunternehmen gearbeitet, führte fast zehn Jahre einen Bauernhof in Gipf-Oberfrick und kam 2020 zu Pesko auf die Lenzerheide.

Markus Feusi, welche Erfahrungen aus Ihrer Karriere, etwa aus der Landwirtschaft, können Sie in Ihrer neuen Rolle als Co-Geschäftsführer bei Pesko einbringen?
Markus Feusi: «Ganz einfach gesagt, muss man erst säen, bevor man ernten kann. Man sollte sich bewusst sein, dass Veränderungen oft Zeit brauchen. Es braucht Geduld, manchmal muss man eine Idee reifen lassen, bis eine Umsetzung passt. Natürlich sind Landwirte heute auch Unternehmer. Da gibt es also schon viele Parallelen. Dazu kommt mein sportiver Rucksack – ich bin es gewohnt, unter Druck etwas zu leisten.»

Als Spitzensportler will man immer Nummer eins und an der Spitze sein – wie haben Sie es geschafft, auch teilen zu können?
Markus Feusi: «Ja, im Spitzensport musst du dir hohe Ziele setzen und hart dafür arbeiten. Meine grössten Erfolge hatte ich jedoch immer in einem Mannschaftsboot. Dies hat mich sehr geprägt und mich mit den Jahren noch stärker zu einem Teamplayer werden lassen.»

Rudern Sie heute noch?
Markus Feusi: «Nein, der See hier oben ist zu klein dafür. Aber ich treibe hier in dieser wunderschönen Berglandschaft mit Freude verschiedene andere Sportarten.»


Marc Müller, wie halten Sie sich fit?
Marc Müller: «Im Sommer bin ich oft auf dem Bike oder wandere mit der Familie, im Winter fahre ich noch immer gerne Snowboard, das war immer meine Leidenschaft und auch der Grund, warum ich vor zwanzig Jahren auf die Lenzerheide kam.» 

Wenn man 20 Jahre bei einem Arbeitgeber bleibt, dann muss es eine gute Adresse sein – oder mögen Sie keine Veränderungen?
Marc Müller: «Ich bin vor zwanzig Jahren hierhergekommen und es hat seither einfach immer gepasst. Ich bekam von der Familie Pesko immer neue Möglichkeiten, um mich 
weiterzuentwickeln. Es blieb bis heute immer spannend. Dann kam die Liebe dazu und schliesslich eine Familie. Ich habe hier Wurzeln geschlagen, ich bin hier zu Hause.»

Sie beide haben nun beide je die Hälfte eines Top-Jobs – hätten Sie es nicht lieber alleine gemacht?
Marc Müller: «Wir haben uns beide für diese Co-Geschäftsführung entschieden und hätten es auch nicht alleine machen wollen, das wäre zu viel gewesen. Wir sehen ja, unter welchem Druck Lara und Nico ständig stehen. Auch wir brauchen Erholungszeiten, um die Batterien neu aufzuladen, wie jeder und jede in unserem Team.»
Markus Feusi: «Jeder hat gewisse Talente und Defizite. Das wissen wir und da können wir zusammen viel mehr Leistung erbringen.» 
Nico Pesko: «Ich freue mich sehr und bin dankbar darüber, dass wir zu dieser Konstellation gefunden haben. Es fühlt sich richtig gut an, auch fürs Unternehmen. Es geht nicht um unsere Egos, sondern um unsere Kundinnen und Kunden, die im Fokus stehen. Ihre Zufriedenheit ist unser Massstab. Auch unser Verwaltungsrat trägt diese Veränderungen mit und hat uns dazu gratuliert, dass wir uns für einen kooperativen Weg entschieden haben.» 

Marc Müller, Co-Geschäftsführer und verantwortlich für Einkauf, Logistik und IT.

Geteilte Pflichten, gemeinsame Aufgaben

Lara und Nico Pesko, wenn Ihre Kund:innen und Gäste auf die Lenzerheide kommen, wollen diese aber natürlich weiterhin Sie beide sehen, denn das ist ja der Charme eines Familienunternehmens?
Nico Pesko: «Ich bin acht Monate im Jahr viel draussen und unterwegs, aber von Dezember bis März bin ich zu hundert Prozent hier auf der Lenzerheide. Das bleibt so, ich werde sogar noch mehr Zeit haben, Gastgeber zu sein, mich um Kunden zu kümmern und auch mal auf der Fläche einzuspringen, wenn Not am Mann ist.»
Lara Pesko: «Wir sind immer für unsere Kunden da, in Zukunft sogar noch mehr als bisher, weil wir viel Alltagsarbeit abgeben können und weniger mit Sitzungen absorbiert sind. Im Gegensatz zu Nico, werde ich mein Pensum etwas erhöhen und mich noch mehr für den Einkauf von Mode und Sport kümmern. Es gibt mir auch mehr Zeit für Themen wie Dekoration, Merchandising oder die Betreuung unserer tollen Espresso-Bar.»

Und wie reagieren die vielen Geschäftspartner und Lieferanten, die bisher mit den Inhabern im direkten Kontakt standen?
Nico Pesko: «Die Lieferanten-Kontakte kann ich ganz einfach abgeben. Unsere Partner und Lieferanten wollen ja meistens etwas von uns, und darauf können Markus und Marc in der Regel aus ihrer täglichen Verantwortung heraus gut antworten. Ich bringe mich bei Bedarf aber gerne ein, wenn es mal nötig ist.»
Markus Feusi: «Wir haben zu viert einen intensiven und vertrauensvollen Austausch. Wir kennen als Co-Geschäftsführer auch alle Zahlen, die fürs Unternehmen wichtig sind.»

Ihre Ferienpläne müssen Sie aber in Zukunft gut absprechen, damit es aufgeht?
Marc Müller: «Ja, das ist schon so. Von Dezember bis März sind wir alle hier, dann sind wir sehr gefordert. In den restlichen acht Monaten können wir aber schon auch mal Ferien machen - einfach nicht alle zugleich!»
Lara Pesko: «Irgendwann in den nächsten Jahren gehen Nico und ich mit den Kindern dann auch mal für eine längere Zeit auf Reise. Das wird nun endlich möglich sein.»
Nico Pesko: «Das neue Set-up entlastet auch meine Agenda massiv. Ich habe nun mehr Zeit für unsere Kinder und zudem sogar etwas mehr Freizeit. Was ich in dieser Zeit mache, will ich ganz bewusst noch etwas offen lassen.»

Welche wichtigen Herausforderungen muss sich die Pesko in der kommenden Zeit stellen?
Nico Pesko: «Ferien-Destinationen wie die Lenzerheide werden immer mehr zu Hubs fürs Herunterkommen, um eine Auszeit zu geniessen, um sich zu entspannen. Da muss man als Dienstleister seine Arbeit richtig gut machen. Keiner will sich in den Ferien über inkompetente Services ärgern. Wir müssen darum beide Pesko-Welten gekonnt weiterentwickeln: zum einen das physische Geschäft als Ort der Begegnung und des Erlebens, mit Liebe und Sachkenntnis kuratiert, taktil und physisch, menschlich – andererseits ein 24/7-Online-Mietangebot, das geschmeidig und state-of-the-art sein muss.»

Die beiden Co-Geschäftsführer haben gemeinsame Verantwortungen in der operativen Führung des Unternehmens, aber auch jeder seine eigenen besonderen Themen. So wurden Kompetenzfelder definiert, in denen die beiden ihre Kenntnisse optimal einbringen können – auch im Einkauf. Die beiden Inhaber werden durch die Rochade entlastet und bekommen ebenso neue Freiräume. So wird sich Nico Pesko mehr um die Strategie, die touristische Vernetzung und die Beziehungspflege kümmern können, während Lara Pesko sich mit dem Textil-Einkauf und dem Hauptgeschäft auf der Lenzerheide noch mehr beschäftigen wird.

Markus Feusi, Co-Geschäftsführer und verantwortlich für die Shops, Finanzen und Personal.